

Sommer- und herbstblühende Anemonen
Ostasien ist die Heimat unserer Gartenanemonen, die langläufig als Herbstanemonen bezeichnet werden, was jedoch nicht ganz korrekt ist,
denn die ersten Sorten zeigen ihre Blüten schon Ende Juli/Anfang August
zahlreiche Sorten verschaffen der Anemone eine Blütezeit von Juli bis Oktober
Zart und zerbrechlich wirken sie mit ihren langen schlanken Hälsen und den anmutigen pergamentartigen Blüten – doch der Eindruck täuscht.
Die schlanken drahtigen Stiele sind äußerst biegsam, sie brauchen keine Stütze, sondern wiegen sich spielerisch im Wind. Die Blüten scheinen über den Blättern zu schweben und verleihen den Pflanzen eine wildblumenhafte Anmut.
Viele der aktuellen Sorten sind bereits im 19. Jahrhundert in den Katalogen der Gärtnereien geführt worden , aber haben nichts von ihrer Aktualität verloren.
Unsere frühblühende Sorte Anemone hupehensis ‚Praecox‘ zeigt bereits Ende Juli die ersten Blüten – rosa-rote einfache Schalenblüten in einem dichten Knäuel. Sehr blühfreudig und standfest, erhaben und trotzdem Leichtigkeit ausstrahlend. Zu Recht bekam diese Sorte von der Staudensichtung das Urteil : ausgezeichnet.
Die etwas später blühenden großblumigen Hybriden lassen uns eine kleine Zeitreise erleben.
Bereits 1858 wurde im Garten des Bankiers Jobert in der Stadt Verdun ein Anemonen - Sämling entdeckt und nach seiner Tochter Honorine benannt.
‚Honorine Jobert‘ ist eine prächtige reinweiß blühende Sorte , etwa 1 Meter hoch , sehr reichblühend und vital, und mit drei Sternen in der Staudensichtung als ‚ausgezeichnet‘ bewertet.
Ebenfalls weiß, aber mit auffallend gedrehten Blütenblättern ist die Sorte ‚ Wirbelwind‘ um 1887 in den USA entstanden. Sie wurde mit ‚sehr gut‘ bewertet und gefällt uns sehr, sie wirkt so lebhaft und jugendlich unbeschwert.
Ganz besonders großblumig und gefüllt ist die rosa Sorte ‚Königin Charlotte‘ , sie wurde 1898 im Schwabenländle gezüchtet, in der damals sehr bekannten Firma Pfitzer. Sehr edel.
Halbgefüllt und weinrot zeigt sich ‚Prinz Heinrich‘ , auch er wurde bereits im Jahr 1902 auf den Markt gebracht und erhielt wegen seiner Wüchsigkeit und reichen Blüte drei Sterne in der Sichtung.
Vergleichsweise jung ist die sehr empfehlenswerte wüchsige Sorte ‚Serenade‘, die Alfred Weinreich 1960 in seiner Gärtnerei in Wolmirstedt bei Magdeburg entdeckte und auf den Markt brachte. Mit 100-130 cm ist sie vergleichsweise hoch. Die Blüten sind halbgefüllt und leuchtend Rosa .
Anemonen lassen schattige Gartenecken leuchten
Anemonen bevorzugen lockere humose Böden in halbschattigen Lagen. Besonders die weißen und hellrosa Sorten lassen sich gut vor dunklen Hecken oder Gehölzkulissen inszenieren.
Eingewachsene Bestände vertragen erfreulicherweise ein gewisses Maß an Trockenheit.
Auch der wollige Samenstand ist sehr dekorativ.
Jedes Samenkörnchen ist in feine Wollfäden eingebettet und lässt sich so wunderbar vom Wind verbreiten.
Pflegeleichte Anemonen
Anemonen brauchen in der Regel nicht viel Pflege.
Nach der Blüte kann man einen Rückschnitt machen, man muss es aber nicht.
Die wolligen Samenstände haben sich bis zum Frühling von selber in Luft aufgelöst.
Die meisten Sorten verbreiten sich erfolgreich durch Ausläufer, und bilden an zusagenden Standorten lockere Kolonien.
Spät gepflanzte junge Stauden sollten im ersten Winter mit Reisig oder einer Laubdecke vor Frost geschützt werden.
Der flaumige Austrieb erfolgt recht spät (April), was eine Kombination mit frühblühenden Blumenzwiebeln möglich macht.
Dauerblüher ‚Wild Swan‘
Auch heute sind neugierige und engagierte Gärtner stets auf der Suche nach Verbesserungen und Neuheiten für die Gartenwelt.
Vor etwa 15 Jahren wurde in der schottischen Gärtnerei McGrgor von deren Besitzerin Elizabeth
im Anemonenbestand ein Zufallssämling ausgelesen und weiter beobachtet.
Elegante weiße Blüten mit einem Kranz bläulich violetter Kelchblätter, ein kompakter Wuchs (ca.40 cm) und eine lange Blütezeit von Mai bis Oktober zeigten eine Andersartigkeit und versprachen eine große Zukunft.
„Wild Swan“ wurde der Findling getauft, doch um ausreichend Material für die Pflanzenliebhaber in aller Welt zu produzieren brauchte es noch viele Jahre
2011 war es dann soweit. Der Hoffnungsträger wurde 2011 auf der Chelsea Flower erstmalig gezeigt und gleich zur „Chelsea New Plant of the Year“ gekürt.
2013 wurde dann auch der amerikanische Markt aufmerksam und seitdem ist „Wild Swan“ aus den Staudensortimenten nicht mehr weg zu denken,
es zeigt aber auch, wieviel Zeit, Ausdauer und Energie es Bedarf, neue Züchtungen zu etablieren.
„‚Wild Swan“ zeigt neben den genannten Eigenschaften eine kompakte Höhe von 40 cm und im Gegensatz zu ihren großen japanischen Verwandten bleibt sie wo sie ist und vagabundiert nicht durch den ganzen Garten.
Dafür ist sie auch etwas anspruchsvoller und möchte , wenn sie schon „zuhause“ bleibt – an ihrem
Platz auch gut mit Nährstoffen und Wasser versorgt werden. Alles hat seinen Preis.